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Duisburg

Die Stadt Duisburg liegt am westlichen Rand des Ruhrgebiets, an der Grenze zum Niederrhein und ist mit knapp einer halben Million Einwohner die fünftgrößte Stadt in NRW. Seit dem Niedergang der Schwerindustrie in den 60er-Jahren, gehört Duisburg zu den schrumpfenden Städten. Die Stadt verfügt zwar über den größten Binnenhafen Europas, über den hauptsächlich Rohstoffe umgeschlagen werden, aber nur wenige der großen Stahlwerke haben die Krise in der Schwerindustrie überlebt. Von den Großstädten des Ruhrgebiets haben einige bereits den Strukturwandel bewältigt, Duisburg aber befindet sich mitten im Umstrukturierungsprozess. Die Stadt besteht aus vielen verschiedenen Sadtteilen, die sich in der Vergangenheit um große Industrieareale herum entwickelt haben. Das Stadtzentrum ist vergleichsweise klein und wird von einer großen Fußgängerzone dominiert, an die ein paar Plätze angegliedert sind. Zwischen den Stadtteilen liegen große Flächen mit wenig urbanem Charakter. Sie sind von Autobahntrassen durchzogen, die zu Zeiten des Industriebooms angelegt wurden, als man aus der kriegszerstörten, eher beschaulichen Stadt eine Metropole formen wollte. Auch das ehemals organische Gefüge der alten Stadtanlage wurde nach dem Krieg dem Fortschritt geopfert.

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Nach langem Stillstand in der städtischen Entwicklungsgeschichte kommt Ende der 90er Jahre wieder Bewegung in die Planung. Zunächst gilt Oberhausen mit seiner "Neuen Mitte" und dem Centro als die gloreiche Lösung, die verlorene Mitte einer Stadt wieder zu beleben, mit einer Mischung aus Powershopping, Coca-Cola-Oase und Eventkultur. Auch in Duisburg wird nach solch einem Rezept gesucht, mit dem Multi-Casa-Center in der Nähe des Hauptbahnhofs. Allein die Ankündigung des gigantischen Einkaufszentrums wirkt fortan als Investitionsbremse für kleinere Geschäfte. Die Duisburger Innenstadt ist fast ausgestorben, es sind kaum noch interessante Geschäfte zu finden, stattdessen bestimmen 1 Euro-Laden das Stadtbild.
Nachdem man sich dann doch zu etwas besonneneren Schritten entschließt , wird Sir Normen Foster (links im Bild) beauftragt, einen Masterplan für Duisburg zu entwerfen. Der Masterplan soll nun helfen, die Duisburger Innenstadt neu zu strukturieren. Dabei sollen ca. 30 % der Straßenfläche zurückgebaut werden, da die zu breit dimensionierten Strassen der Stadt ihre urbane Dichte rauben. Zahlreiche neue Gebäude sollen helfen, teilweise den alten historischen Grundriss wieder herzustellen.


Abbildungen rechts: alte Duisburger Stadtansichten

Sir Normen Foster hat bereits den Plan für die Bebauung des Innenhafens entwickelt, dessen Umsetzung allgemein als Erfolg gewertet wird. Innenhafen und Stadt sollen nun besser miteinander verbunden werden. In der folgenden Stadtplanung sind zwei große Leitprojekte vorgesehen: Das Forum Duisburg, das an der Stelle des alten Karstadt-Gebäudes errichtet werden soll und das City-Palais. Das City-Palais ist ein Urban-Entertainment-Center, mit Casino, Gastronomie , Konzertsaal und Shoppingmall. Es ist halboffenen Charakters. Das Forum Duisburg hingegen ist eine geschlossene innerstädtische Shoppingmall mit großer Verkaufsfläche.
Um das Forum Duisburg in seinen riesigen Ausmaßen umsetzen zu können wurde ein ganzes Stadtviertel abgerissen, das zuvor aus verschiedenen Häusern, unterschiedlichen Baujahrs und unterschiedlicher Nutzung bestand. Es enthielt u. a. das Hauptverwaltungsgebäude der Fa. Carl Spaether, einen hervorragenden Bau aus den 60er-Jahren, der ein stilechtes, viel gelobtes Treppenhaus und Foyer besaß. Die zuvor existente Vielschichtigkeit eines gewachsenen Viertels musste einem einzigen Baukörper weichen, der auf maximale Konsumkraftbündelung ausgelegt ist.

Abbildungen rechts: 2x Forum Duisburg, 2x City-Palais

40 Jahre lang war die alte Mercatorhalle die "gute Stube" Duisburgs. Am König-Heinrich-Platz, im Zentrum der Stadt gelegen war sie, mit ihrer hohen architektonischen Qualität, die städtebaulichen Mitte, und bis zu Ihrer Schließung, das Herz des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens von Duisburg. Als solche hat sie tagtäglich eine Viel¬zahl von Veranstaltungen erlebt vom klassischen Sinfoniekonzert bis zur Generalversammlung der Briefmarkenzüchter "linker Niederrhein".
Im Juni 1999 erhält die Stadt Duisburg eine Lizenz zum Betrieb einer Spielbank - die letzte von nur vier Lizenzen für NRW.
Ein Veranstaltungs- und Kongresszentrum mit Spielbank, einem Hotel, Entertainment, Gastronomie und Einzelhandelsangeboten soll die Innenstadt aufwerten. Der Standort am König-Heinrich-Platz - die Mercatorhalle und umliegende Flächen – erfüllten laut Initiatoren und Investoren als einziger die nötigen Bedingungen.
Der Rat der Stadt Duisburg beschließt am 11.03.2002, die unter Denkmalschutz stehende Mercatorhalle abzureißen. Der Rat beruft sich hierbei auf §9 Abs. 2 b)

Abbildungen rechts: 2x Mercatorhalle, Karstadt,
Spaether-Gebäude
des Denkmalschutzgesetzes NRW, wonach ein Denkmal abgetragen werden kann, wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse dem Erhalt des Denkmals entgegensteht. Als Begründung wird angeführt, dass das Vorhaben „Spielcasino“ in seiner derzeitigen konzeptionellen Form nur am Standort Mercatorhalle realisierbar ist, durch das Vorhaben erhebliche, an anderer Stelle nicht zu erzielende wirtschaftliche Vorteile für die Stadt entstehen.
Im November 2002 stimmt der damalige NRW-Bauminister Michael Vesper dem Abriss der unter Denkmalschutz stehenden Mercatorhalle zu. Allerdings machte er zur Bedingung, dass dieser nur ausgeführt werden darf, wenn "mit hoher Qualität neu gebaut wird".
Trotz vieler Kritik aus der Bevölkerung wird im Januar 2005 mit dem Abriss der Mercatorhalle begonnen.
Als Identität stiftender Entwurf für das Gebäude des Neubaukomplexes wird ein Entwurf des Architekturbüros Chapman Taylor umgesetzt. Im Zentrum des Entwurfes steht laut Aussage der Architekten ein Gebäude in Form eines markanten Schiffsbuges. Der gesamte Komplex soll von jeder Seite auf eine andere Weise attraktiv sein und seinen jeweiligen Nutzen erkennen lassen:

Abbildungen rechts: Abriss eines ganzen Stadtviertels für das Forum Duisburg, Abriss der Mercatorhalle
Konferenzsäle, Verwaltungstrakte, Konzertsaal, Shopping Mall und Casino.
Mit dem Neubau in Duisburgs Mitte haben sich die Eigentumsverhältnisse der Immobilien am König-Heinrich-Platz verändert. Bauherr des Citypalais ist anders als bei der Mercatorhalle früher, nicht die Stadt Duisburg sondern die LEG NRW.Bereits vor seiner Eröffnung wird das City Palais, Ende 2006, an die Hannover Leasing verkauft, welche die Immobilie in einen ihrer geschlossenen Immobilienfonds einbringt.
Anfang des Jahres findet nach einer zweijährigen Bauphase die feierliche Eröffnung des City Palais statt.
Aufgrund der gewinnorientierten Ausrichtung der Immobilie folgen
Gestaltungs- und Nutzungsrichtlinien weniger den lokalen Bedürfnissen als den sich angleichenden internationalen Standards von Konsum, Entspannung und Unterhaltung. Dies führt zu einem in diesem Sinne gelungenen, dennoch austauschbaren Look im Inneren des Gebäudes und z.B. zu einer in jeder Shoppingmall üblichen Mixtur aus internationalen Ladenketten, Bars und Restaurants.
Auf der Internetseite des City Palais lesen wir, dass es ein hartes Stück Arbeit war Duisburgs Innenstadt radikal zu verjüngen.

Abbildungen rechts: Version Multi Casa Center Duisburg
Ob es sinnvoll ist alte Gebäude mit einer lokalen Geschichte abzureißen, und ob man Identität stiften kann indem man diese durch neue Gebäude ersetzt (die sich an Internationalen Standards orientieren) wird sich im Laufe der Zeit zeigen.

Abbildungen rechts: Bilder aus Duisburg Bruckhausen


Literaturtips:

Wolfgang Ullrich, Haben Wollen

Walter Brune, Angriff auf die City

Links:

http://www.duisburgweb.de

http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/mathias.messoll/geo/randok/RanDok/text/einleitung.htm

http://duisburg.de/news/medien-12/masterplan_flyer.pdf

http://www.forumduisburg.de

http://www.fosterandpartners.com/Projects/1443/Default.aspx

http://www.citypalais.de/

           
                  Quicksilver, Dryfit, Museumbrug

 

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