A Monument for Structures wurde im Rahmen der Ausstellungsreihe Enel Contemporanea für das Gelände des Campo Boario der Stadt Rom entwickelt.
Der Projektentwurf von Mutter/Genth sieht die gezielte Teilabwrackung eines ausrangierten Frachtschiffes vor. Der Prozess des geplanten Rückbaus und der Materialaufteilung bei dem Abwrackungsunternehmen ist Teil des Projekts und legt das Innenleben des Schiffes, seine architektonische Struktur und seine Bewegungsinfrastruktur frei. Das Schiffsskelett wird als eine Art begehbares Artefakt (Monument) auf dem Gelände des Campo Boario platziert.
Der 43.000 Quadratmeter große ummauerte Lebensmittelverarbeitungskomplex und ehemalige Schlachthof entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Rom folgte damit dem Trend anderer europäischer Hauptstädte, seine Fleischgewinnung und -verarbeitung zu zentralisieren und von den vielen offenen Märkten im Stadtzentrum wegzuverlagern.
Markt und Handel haben in Testaccio, dem am Tiber gelegenen Stadtteil, eine lange Tradition. Hier lag in der Antike der Handelshafen mit dem Porticus Aemilia, einem annähernd 500 Meter langen Gebäude mit unklarer Funktion, das zumindest zeitweise zu Lagerungszwecken genutzt wurde. Namensgeber für das Quartier ist der benachbarte Monte Testaccio, eine antike Halde aus zerbrochenen Amphoren und anderen Gefäßen. Seine Höhe von 35 Metern und sein Umfang von ca. 850 Metern vermitteln einen Eindruck von den Ausmaßen der antiken Handelsgeschäfte.
Bei der Einweihung im Jahr 1891 wurde der Mattatoio als eines der modernsten Gebäude seiner Art in Europa gerühmt. Mit seinen mehr als 2000 Angestellten prägte der Schlachthof das Leben des gesamten Viertels. Als dann Mitte der 1970er-Jahre vor den Toren der expandierten Stadt ein neues Fleischverarbeitungszentrum eröffnet wurde, überließ man das Areal sich selbst und die Gebäude dem Verfall.
Erst Mitte der 1980er-Jahre entdeckte die alternative Kulturszene den Mattatoio für sich. Fast zeitgleich ließen sich verschiedene Immigranten, Obdachlose und eine Gruppe Roma mit Wohnwägen und Vieh auf dem ungenutzten Campo nieder. 2006 erzwang die Stadt Rom die Räumung des Geländes. Sie hatte die „Attraktivität“ des Standortes entdeckt, und die Bewohner mussten einem Fairtrade-Markt (Cittá dell’Altra Economia), einem Ableger des MACRO Museums (MACRO Future, heute MACRO Testaccio) und einer Architektur- und Kunstschule weichen.
© 2012 Ulrich Genth / Heike Mutter
Abbildungen sw:
(oben) George Hart
(1. und 2. von unten )Photographisches Archiv der American Academy Rom
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